Erster Auftritt.
Bei der Endigung der Ouverture sieht man den Genius an die Pyramide angelehnt. Die Krieger und das Volk erscheinen, erstere mit entblösten Säbeln, und während daß sie sich reihen, singen:
Chor.
Heil Dir Franz, und Dir Luisen,
Unsrer holden Königin!
Bleib du Zierde unsres Landes,
Unsere Beschützerin.
Dich erwählte unser König,
Du sollst unsre Mutter seyn,
Nun beweise unser Streben,
Daß wir gerne Haab und Leben
So Dir, wie dem König weihn.
Der Genius.
Recitativ.
O wie entsprechend dem herzlichen Wunsche,
Welchen zu hegen ich jederzeit strebte!
Wie glänzend die Strahlen der Zukunft enthüllen
Den strebenden Geist der Edlen im Lande.
Da – auf den Schwingen des muthigen Adlers
Könnet ihr fröhlich die Sicherheit bauen,
Daß niemals die Feinde des Königs und Landes
Könnten die Rechte des Adels zernichten.
Gemeingeist und Treue im schöneren Bunde,
Verknüpfet durch Bande holdseliger Eintracht,
Sind itzt nur einzig die Stützen des Landes,
Die Stützen des Ruhmes, als Erbtheils der Ahnen.
Sehet, wie freudig des Vaterlands Väter
Alles in Presburg dem Könige gehen;
Wie sorgsam sie denken fürs Vaterlands Beste,
Wie lenksam sie folgen dem Geniustriebe;
Das Beyspiel unsterblicher Ahnen begeistert
Das Thun und das Wirken der biederen Männer.
Run seh’ ich erwachen in meinen Ungaren
Die Treue der Hunnen, den Geist der Avaren.
Chor.
Es bleiben stets Ungaren,
Wie Hunnen und Avaren,
Dem König treu ergeben
Im Tode und im Leben.
Der Genius.
Arie.
Der Eifer, der Euch so belebt,
Und über den der Schutzgeist schwebt,
Beglücke Jedermann.
Der König ist fürwahr beglückt,
Wenn Er in Jedermann erblickt
Den treuen Unterthan.
Werf’ Franz! auf Ungarn deinen Blick,
Und sehe Dein und auch ihr Glück
In Ihrer Treue an.
Geht ab.
Vierter Auftritt.
In dem Hintergrunde erscheinen unbemerkt Genius, und die Treue, und bleiben mit Außerung ihres Wohlgefallens als Zuhörer des Wetteifers der beiden Chöre stehen.
Ein Mädchen.
Spartanern lohnte Mädchentreu
Den wahren Heldenmuth;
Wenn Ungarn itzt ein gleiches thut,
So opfern wir das Herz und Gut
Euch kühn und ohne Scheu.
Ein Krieger.
Es foltre jeden Schand und Reu
Der einst verliert den Muth
Der für das Land nicht Haab und Blut
Hinopfert mit der Heldengluth,
Verdient nicht eure Treu.
Mädchen.
Drum lohne nur die treue Hand
Die Helden, die für’s Vaterland
Und für den König geben
Mit Freuden Hab und Leben.
Krieger.
Dies knüpft das wahre Herzensband,
Für König, Treue und das Land
Kann man sein Gut und Leben
Mit Freuden stets hingeben.
Die Treue tritt hervor.
Recitativ.
Hier ist Euch gedahnet der Weg zu den Herzen,
Die Treue und Liebe zum Preise Euch geben.
Hier ist Euch gedahnet der Weg zu dem Ruhme,
Den ich Euch als Göttin so fröhlich bereite.
Folget den Trieden, die Euch itzt beleben,
So wird das Bekenntniß löblich erwachen.
Das vormals Therese, der Ungarn König,
Zu euerem Ruhme öffentlich machte:
Es seien Ungarn die treuesten Völker,
Die Stütze des Königs in allen Gefahren.
Dieß Denkmahl verewigten Lobes entflamme
Das Feuer der Treue in Vaterlandssöhnen.
Arie.
Blick hin, o Ungar nur,
Blick hin auf manche Flur;
Sieh’s an dem Unglück an;
Was Untreu’ stiften kann.
Hätt’ sonst in jedem Lande
Umschlungen ihre Bande
Gemeingeist und die Treu
Um aller Menschen Herzen,
So würde sie mit Schmerzen
Nicht soltern itzt die Reu.
Chor.
Süß ist der Treue Pflicht,
Und dem, der diese bricht,
Sey Fluch der Nazion.
Und aller Menschen Hohn.
Der Genius und die Treue.
Der Genius.
O Göttin! aus der Wahrheit spricht,
Die Jedermannes Trieb zur Pflicht
Ermuntert; ja du sollst allein
Die Leiterin zum Glücke seyn.
Die Treue.
Du prägest ja dem Helden ein
Rebst Tapferkeit das Menschlichseyn,
Du wach’st, daß an der Menschheitspflicht
Nie deinen Schützlingen gebricht.
Beide.
Nur da sieht man die Frucht gedeihen.
Der Menschen ächter Treue voll,
Wo Triebe wechselweis sich reihen,
Fürs Vaterland und Menschheitswohl.
Die Treue.
So wird der Ruhm und Tapferkeit
Die Frucht erfüllter Schuldigkeit.
Der Genius.
So wird der Friede jederzeit
Die Frucht der Treu und Tapferkeit.
Alle.
Rur giefer Bund der edlen Triebe
Hält aufrecht König und das Land;
Dann König – Land mit Menschheitsliebe
Sind eins, und unzertrennlich Band.
Genius.
Recitativ.
Entzückt von eurem hohen Muth,
Entflammt von eurer Heldengluth,
Folgt mir zum Gott der Kriegesheeren,
Um dort den Bundeseid zu schwören.
Indem er die Hand der Treue ergreift.
Dein’ Wirkungskraft, o holde Göttin,
Befeelt der Edlen hohen Muth,
Sei Zeugin, wenn dieselbe schwören,
Sei Zeugin Ihrer Heldengluth.
Alle.
Nur hin zum Gott der Kriegesheeren,
Wir wollen zu der Fahne schwören.
Ende des ersten Aufzugs.
Zweiter Auftritt.
Die Vorigen. Genius und die Treue mit dem Chore der Krieger und des Volkes.
Arie.
Die Treue.
Zu dir, o Gott der Kriegesheeren
Führ’ ich die treuen Völker her!
Sie wollen zu der Fahne schwören,
Auf ihr Gewissen, Ihre Ehr!
Sie wollen mit der That bewähren,
Daß sie für König und das Land
Der Treue gleiche Triebe nähren,
Verknüpft durch allgemeines Band.
Mars.
Recitativ.
Seyd mir willkommen, ihr Sprößlinge Arpads,
Nachkömmlinge deren, die vormals die Siege
Mit löblichem Eifer, und Tapferkeit pflegten
In allen Gefahren mit mir stets zu theilen.
Willkommen im Muthe, der Euch itzt begeistert,
Und spornet zu Thaten, würdig des Ruhmes,
Den vormals Ungarn in grimmigen Schlachten
Zum ewigen Denkmal sich tapfer erwarben.
Arie.
Mit großer Tapferkeit
Sah’ ich an meiner Seit
Die Helden Ungarns streiten.
Ein jeder war bereit,
Fürs Recht und Sicherheit
Ins Feld mich zu begleiten.
Des Mondes Hörnerglanz
Der Türken konnt’ nie ganz
Je ihren Muth bestreiten.
Es möge Krieger Euch,
Den ältern Zeiten gleich,
Ein solcher Trieb stets leiten.
Das Unglück brach ins Land,
Und Glück und Ruh verschwand,
Als sich die Herzen theilten.
Gemeingeist kette Euch
An König, und das Reich,
Für diese müßt ihr streiten.
Chor.
Dein Geist beseelt uns Alle,
Wir sind in jedem Falle
Bereit für Sie zu geben
Stets unser Hab und Leben.
Sie nähern sich feierlich der Fahne, welche Mars dem Fahnenträger abnimmt, und solche in seiner Hand behält knieen nieder und schwören:
Zur Landesfahne schwören wir
Die reinste Treu und Folge dir;
Wenn wir in allen Fällen
Nicht muthvoll uns hinstellen,
Soll unser Ruhm erblassen,
Und uns dein Schutz verlassen.
Wir schwören, feierlich und rein:
Soll unser Leben nur allein,
Bis es hinwelkt, gewidmet seyn,
Dem König und dem Vaterland.
Stehen auf und reihen sich wieder.
Der Genius.
Recitativ.
Sind dies nicht Zeichen des eifrigsten Strebens,
Würdig nun deiner göttlichen Leitung?
Arie.
Wo findest du mit solchen Trieben
Ein Volk, das Gleiches thut;
Daß mehr könn’ seinen König lieben,
Das eifert so mit Treu und Muth.
Du bist der Kriegesheld und Gott,
Dir stehet alles zu Geboth,
Ach leite die Ungaren
In drohenden Gefahren.
Mars.
Recitativ.
Dein Eifer, o Genius, ist Zeuge der Liebe,
Welche du hegest zum Schutz dieser Krieger;
Es freut mich, daß deiner Schützlinge Dasein
Sich widmet mit Freuden dem König und Lande.
Der Zeitlauf hat aber der Tapferkeit Gränzen
Durch Künste des Kriegens gewaltig geenget;
Drum öffne Apollo den Tempel Minervens,
Bahn’ Ihnen die Wege zur nöthigen Bildung.
Der Rath hoher Götter hat es beschlossen:
Daß ich meine Siege mit dir solle theilen.
Ja vormals waren wilde Krieger,
Durch tapfern Muth auch öfters Sieger;
Zerriß der Feind auch ihre Glieder,
Ergänzten sie dieselben wieder.
Der Pfeil, der Säbel, und der Speer,
War solcher Helden Kriegsgewehr;
Der Panzer schütze allgemein
Die Brust des Kriegers nur allein.
Von Erden aufgeworfne Schanzen,
Besetzt mit sieggewohnten Lanzen;
Dies waren ihre Festungswerke,
Denn nur der Muth war ihre Stärke.
Es wuchs die Kunst dann mit der Zeit
Des Kriegens, und die Tapferkeit
Kann ohn’ Apollo nicht allein,
Die Führerin zum Siege seyn.
Drum sei Apollo du ihr Leiter,
So werden sie geschicke Streiter.
Apollo.
Es öffnet die Sorgfalt der diederen Väter
Die Pforten des Tempels Minervens, und dahnet
Den Sprößlingen Arpads den Weg zu der Bildung,
Welcher sie einstens zur Bahne des Ruhmes,
Zum Schutze des Landes und Königs kann führen.
Des Genius Triebe beleben die Herzen;
Die Treue entflammet die Gierde zu frommen;
Der Erbtheil des Ahnen, die Tapferkeit lodert
Im Busen der Edlen und Vaterlandsöhnen.
* Vaterlandsöhuen [Sajtóhiba, em.]
So seht ihr Ungarn die Keime des Ruhmes
Entsprießen im Glanze zum Stolz eurer Ahnen;
So seht ihr gegründet die Feste des Adels,
Welche die Zähne der Zeiten zerknirschten.
Wem dankt ihr den günstigen Zeitpunkt des Lebens,
Wem eures Erwachsens Dasein und Stärke?
Als Franzen dem weisen und gütigen König,
Als Ludoviken der Mutter des Landes,
Welche vereinigt durch gleiche Gesinnung
Ihres erhabenen Bruders des Primas,
Mit Ihm, und mit Hilfe der Großen des Landes
Die Schule für Helden in Waitzen itzt stiftet.
Bald legt man den Grundstein zum Tempel der Musen,
Verewigt der Ungarn Wiedererwachen.
Herrlich wird prangen in Pest dieses Denkmal,
Zum ewigen Lobe seines Erbauers,
Des Palatin Josephs der Stütze und Zierde,
Der Freude des Landes, und aller Bewohner;
Welcher sich müdet die Sprache des Landes,
Die Bildung, die Künste aufs Höchste zu heben.
Arie.
Der Wunsch des Königs ist nur Frieden,
Nicht Krieg, der seine Kinder drückt;
Wenn aber Feinde Ränke schmieden,
Und man derselben Gang durchblickt,
Dann heischt gemeine Sicherheit,
Zu wachen noch bei rechter Zeit.
Denn nicht des Glückes Wetterlaunen,
Ja nicht des Helden starke Hand,
Besiegt den Feind, der zum Erstaunen
Die Kunst mit Schlauigkeit verband.
Ein gleiches thun mit Tapferkeit
Erheischet die Nothwendigkeit.
Drum lernet itzt die Kunst des Kriegens,
Damit nicht sinke euer Glanz;
Da keimt und wächt die Gierd des Siegens,
Da reift der Held zum Lorbeerkranz.
So leitet in der Folgezeit
Die Kunst die rohe Tapferkeit.
Chor der Zöglinge.
Wir werden und mit Kraft bestreben,
Um deinen Lehren nachzuleben;
Der hohe Geist der Stifter möge,
Uns leiten auf dem rechten Wege.
Dritter und letzter Auftritt.
Das Mädchenchor erscheinet, viere unter ihnen bringen Lorbeerkränze mit, um die vier Gottheiten damit zu bekränzen, und singen:
gegen den Genius gewendet
O Genius, der so erhaben
Des Adels Triebe haft erweckt,
Laß uns an deinem Antlitz laben,
Das Huld und Freude itzt bedeckt.
zur Treue
O Treue! du entflammst den Adel,
Zu Opfern für das Vaterland;
Du schützest ihn vor jedem Tadel,
Und wehst für ihn das Bruderhand.
zum Mars
Du Mars ermunterst die Gemüther!
Du lohnst mit Ruhm und Lorbeerkranz;
Man achtet weder Bluts, noch Güter,
Denn Ruhmiger ist der Ungarnglanz.
zum Apollo
Apollo wird das Feuer dämpfen,
Das euren Muth zur Unzeit reitzt;
Er lehrt Euch klug, und künstlich kämpfen,
Wenn
* Weun [Sajtóhiba, em.]
euer Geist nach Siegen geitzt.
die Gottheiten krönend
Drum nehmet göttliche Beschutzer,
Die Zeichen ächter Dankbarkeit
Aus unsrer Hand, und bleibet Schützer
Des Landes steter Sicherheit.
Finalchor.
Alle.
Laß lange Gott den König leben
Mit unsrer holden Königin,
Wir wollen ihr Beweise geben
Von unsrer Lieb’, von unsrem Sinn.
Des Königshauses hohe Sprossen
Nie kränke je ein Unglücksfall;
Dann sind wir insgesammt entschlossen
Zu ihrer Wehr auf jeden Fall.
Des Königsreiches erste Glieder
Beschütz o Himmel jederzeit;
Laß sie als unsre ältre Brüder
Uns leiten zur Glückseligkeit.
Ende.