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Verseghy Ferenc – Prónay Simonnénak
h. n., 1811. június 11.
Den 11. Junij
1811.

G. F. B. Schätzbareste Schwester!
Das zärtliche Mutterherz überhäuft mich mit Wohlthaten, und macht die von mir übernommene Bruderpflicht zur strengsten Schuldigkeit. Je sorgenloser nemlich das Leben ist, welches mir E. G. verschaffen, desto mehr fühle ich mich verpflichtet,*
verpflichtet, <…>
alle meine Sorgen und Bemühungen der Erziehung Ihres liebenswürdigen Sohnes zu widmen. Der Erzieher dankt E. G. nach dieser kleinen Einleitung für den überschickten Zeug mit einem herzlichdemüthigen Handkuß; der Bruder aber giebt dem Mutterherz der Schwester eine kleine Rechenschaft von dem, was mit unserem Laczi indessen geschehen ist.
Als sich E. G. von ihm getrennt hatten, weinte er im Fenster in der nemlichen Stellung, in welcher ihn E. G. gelaßen haben. Alt und jung war beschäftigft, ihn zu trösten. Selbst die Vorstellung, daß er schon mehrmal ohne der lieben Mama, und ohne dem lieben Papa längere Zeit allein zugebracht hatte, half nichts. Wir sahen E. G. am Fenster in der Hauptstraße durch den Capuciner-Plaz fahren, und zeigten ihm den Wagen. Da fieng er an, noch heftiger zu weinen. Wenn es so ist, sagte ich endlich, mein lieber Laczi! ich laße einen Wagen hollen, und führe Sie zu der Mama nach Pest zurück. Ist es Ihnen recht? – Nein, antwortete er, und hörte stufenweise auf zu weinen. Wir sprachen von verschiedenen Sachen; aber er nahm an unseren Gesprächen keinen Antheil. Wo mag jetzt schon die Mama seyn? sagte er endlich. – Ich warf einen Blick auf die Brücke, und erkannte den Wagen. Dort fährt die Mama beim h. Johannes mitten auf der Brücke! Sehen Sie den Pière hinten stehen! – Ja, ja, Sie ist es, sagte er mit Freuden; jetzt kömmt der Wagen hinter dem Häußchen des Heiligen hervor; ich sehe ihn. – Wir wollen Ihr mit einem weißen Tuch noch einmal zuwinken, sagte ich, und that es beim Fenster hinaus. Er sah dem Wagen nach, so lang er konnte. Die künftige Woche kömmt der Papa, und dann in einer Zeit darauf auch die Mama. Dieser Trost befriedigte ihn.
Ich trug ihm verschiedene Unterhaltungen vor. Er wählte das Anstreichen seines Wagens, und seines Geisbockes. Alle Farben, die im Hause waren, wurden zusammengetragen. Der ganze Tisch, sein Sitz, seine Kleider, wurden beschmutzt. Nach der Mahlzeit giengen wir in dem Garten, wo er sich mit Kegelscheiben unterhielt. Abends spannte er Karl, Rosi und noch ein Mädchen, welches die Rosi eben besuchte, als Pferde auf einen Spagat, und trieb sie bis auf den Sailerstand und wieder zurück auf und ab.
Um seine Neigungen auszuforschen, ließ ich ihn von der ersten Stunde freie Zügeln. Er foppte, er neckte den Karl gleich beim Antsreichen des Wagens in meiner Gegenwart, und machte über ihn sehr treffende, aber zugleich beißende Bemerkungen. Der Knabe gieng weinend nach Hause;*
weinend <weg von ihm> |nach Hause;| [Betoldás a törlés fölött.]
aber auf mein Zureden gesellte er sich wieder zu ihm. Dieses geschah, weil ich ihm nichts darüber sagte, gleich den ersten Tag dreimal hinter einander. Abends grief er schon weiter um sich. Er hieb mit der Peitsche auf*
Peitsche |auf| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
die Rosi und ihre Kameradin, als er sie kutschirte, so derb drein, daß man die rothe Maalen an ihren Leibern sah. Sie trennten sich von ihm, und*
und <gieng>
kamen zu mir in die Gartenthür, wo ich stand, um ihnen zuzusehen. Ich besänftigte sie, und wieß sie in den Garten hinein. Laczi sprang eine Zeit lang mit dem Karl auf dem Festungsberg herum. Endlich vermißte er die Mädchen, die ich beredete zu ihm gehen. Kaum waren sie aber bei ihm, als er mit Brenn-Neßeln die*
die <geg>
von Peitschen-Hieben noch rothe Hand der Rosi so zu*
zu <peitschen>
hauen anfieng, daß*
daß <sei>
ihr einige Blasen aufgefahren sind.
Nun war die Predigt nöthig. Ich rufte ihn herunter, gab ihm unter vier Augen Ermahnungen, und verbot überhaupt allen, sich unter keinem Vorwand zu berühren, viel weniger zu schlagen. Seit dieser Scene höre ich nicht auf, ihm einzuprägen, daß ihm die Person das Nebenmenschen, er mag seyn, wer immer, heilig seyn soll. Ist es so recht, liebe Mama?
Eben erhalte ich den Brief von 10ten Junij, wo E. G. mich versichern, daß die Freude Ihren lieben Sohn in meinen Händen zu wißen die bange Sehnsucht überwiegt. Ich danke E. G. für dieses schwesterliche Zutrauen, und wünsche zugleich Glück zu diesem Heldenmuth.*
Heldenmuth|.| <den ich für den Keinen des künftigen Glückes>
Er ist zum künftigen Glücke Ihres Sohnes durchaus nothwendig. Nun auf die Fragen! Laczy ist gesund, lauft herum; wie ein kleiner Hirsch; geht manchmal auf vieren im großen Zimmer so schnell herum, wie*
wie <eine k>
ein Kater; und sehnt sich nicht nach Nándor, wohl aber nach seinen Eltern. Nur*
Nur <der Trost>
die Hofnung, der Papa, und die Mama bald wieder zu sehen,*
sehen, <kann i>
konnte ihn den ersten Tag trösten. Die Zuversicht, daß es bald geschehen wird, benimmt ihn allen Zweifel darüber, folglich auch alle Regungen der Sehnsucht, und er ist froh und heiter, wie ein kleiner Gott.
Ob er schon einmal gelernt hat? Gleich den ersten Tag, als er die Kinder aufsagen, und von mir die Lobenserhebungen hörte, ja auch meine Liebkosungen sah,*
Tag, |als er die Kinder aufsagen <hörte>, und von mir die Lobenserhebungen hörte, ja auch meine Liebkosungen sah,| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
forderte an mich dazu auf. Ich versprach es ihm auf den andere Tag, sobald ich aus der Kirche kommen werde. Es war den andere Tag Sonntag. Er wollte durchaus mit mir in die Kirche gehen, welches auch geschehen ist. Nach meinem Frühstück*
ist. <.> Nach |meinem| <der> Frühstück [Betoldás a lap szélén.]
forderte er mich zum Lernen wieder auf. Von*
auf. <Un>Von
diesem Tage lernet er früh und nach Mittag, so viel*
Mittag, <was> |so viel| [Betoldás a törlés fölött.]
er will, und schreibt täglich seine paar Zeilen. Französisch und lateinisch täglich 3. bis 4 Zeilen nur richtig lesen, und verstehen, ist sein Hauptgeschäft. Dann hat er die lateinische Declination auswendig zu lernen. Die ungarische Lesung und Uebersetzung ins Deutsche geschieht im Garten, wo er aber unaufgefordert ein paarmal auch geschrieben hat.
Sein Rechnen ist mir eine wundervolle Erscheinung. So flink, so richtig hat mir nur mein raitzischer Eleve gerechnet. Ich habe Mühe, dem Laczi, wenn er rechnet, im Gedanken nachzukommen. Jetzt lernt er Halbieren.
Nein! liebe Mutter! liebe Schwester! Sie mit Ihrem Herzen, Sie mit Ihrem Zutrauen gegen mich, sollen wirklich sammt dem Papa zu meiner Erziehung drein reden. Ich will alle meine Beobachtungen treulich abschreiben; ich werde sagen, was ich thun will, und nicht thun will. Ich will meine Gründe vorlegen; ich will um Rath bitten; ich muß manchmal sogar Hülfetruppen haben, wenn ich mit seinen Meinungen kämpfen werde. Doch von diesen nie andermal.
Morgen fahre ich mit Laczi zu der Gräfin Clary. Ich freue mich unendlich, Sie kennen zu lernen. Sie wird, hoffe ich, E. G. eine angenehme*
angenehme <P>
Nachricht von Laczi brignen. Die Marie küßet E. G. die Hand. Sie wird sich alle Mühe geben, ein Stubenmädchen*
Stubenmädchen <zu>
aufzutreiben. Die Lisi hat die Matrazen mitgenommen, und ich werde eine neue Bettstadt bestellen. E. G. haben vergeßen, den Preiß des Weines, der Erbsen, und der Linsen aufzuzeichnen. Die Marie bittet nochmal um einige Pfund Schmalz, weil es hier*
es |hier| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
im Preise erschrecklich steigt. Die Liebe dieses Weibes gegen Laczi ist – ich rede als ein unpartheischer Ehrenmann – unbeschreiblich. Ich werde bei einer andere Gelegenheit einige Scenen beschreiben; und was die Kost anbelangt, sie thut wirklich mehr, als sie sollte. Ich warnte sie schon ein paarmal; aber sie läßt sich nichts sagen, und verläßt sich auf die Lebensmitteln. Diese hier zu kaufen und auskommen,*
kaufen |und auskommen,| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
wäre platterdings unmöglich.
Aber die Liebe des Kleinen im Gegentheil gegen Ossitzky, der ein geborene Kinder-Narr ist, ist ebenfalls unbeschreiblich. Seine Freundschaft scheint dem Kleinen theurer zu seyn, als die meinige; denn er macht ihm alle Spielereien. Der Einfall von Ossitzky, mit mir zu wetten, war treflich. Als ihm Laczi den Gulden mit Freuden gebracht hatte, dankte ihm. O. recht herzlich. Sehen sie mein lieber Baron! sagte er zu ihm, der Geistliche hat Geld genug, und hat kein Weib, keine Kinder. Wenn Sie mir so manchen Gulden von ihm verschafen, wie dankbar werde ich gegen Ihnen seyn. – Das war so viel, als*
war |so viel, als| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
unsern Laczi bei der schwachen Seite zu greifen, denn er ist wirklich mitleidig. Sie sollen alle Tag ihren Gulden haben; oder wenn Sie*
[.]ie [Átírással javítva.]
die Wette hinauf treiben könnten, vielleicht auch mehr. – Ich begnüge mich mit einem täglichen Gulden sehr gern. – Den sollen Sie haben. Werden Sie mir Schife machen? – So viel Sie wollen. – Er machte ihm wirklich aus Papier gegen 25. kleine Schife, und Laczi war den ganzen Tag ein englischer Admiral, bis Abends seine Schife im Garten in dem Waßerbehälter alle zu Grund gegangen sind. Nur um meine armen Matrosen ist mir leid, sagte er, und schlief ein.
Schreibt die Mama auch von mir? fragte er mich gestern Abends, als er sah, daß ich den Brief von E. G. beantworte.
Mein lieber Kleiner Freund! der ganze Brief ist von Ihnen.
Und was antworten Sie der Mama von mir?
Ich schreibe Ihr alles, was Sie Gutes und Böses gethan haben, wie ich es Ihnen schon vielmal vorausgesagt habe.
Nun umarmte und küßte Er mich, und sagte: Ich bitte Sie, mein lieber Quasi Groß Papa, schreiben Sie Ihr das Böse nicht. Ich werde nichts mehr Böses thun.
Dieses sagte er so flehend, daß ich Ihms versprach. E. G.*
G. <s>
müßen also von allen den Bösen, was ich schreiben werde, oder geschrieben habe, nichts wißen, bis ich darum nicht bitten werde.
Den 14. Junij 1811. ist der vorige Brief abgeschickt worden.*
[Az utolsó mondat sötétebb tintával íródott, utólagos betoldásnak tűnik.]