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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Széphalom, 1820. július 27.
Széphalom den 27. Jul. 1820.
Hochverehrter Graf,
Seit mehr als einem Monath bin ich oft ausser dem Haus, verstrickt in beschwerliche, unangenehme Geschäfte, gedrückt von der Zeit; aber Ihr Bild schwebt mir immer u[nd] noch lebhafter wie sonst vor, und ich betrachte es mit Bewunderung, mit Neid, mit Liebe. – Meine zwey Sonette sind unübertrefflich übersetzt; die Antwort an Jankowich, wegen dem Namen die Magyaren gediegen, und hat Stellen, bey welchen mein Herz hoch schlug, der Blumen Schmerz ganz das, was das Lied seyn soll, dem ich trotz dessen wenig Beyfall bey unsern Lesern verspreche, und Maria Königin von Ungarn, Rádays Biographie, so wie die Aufsätze von Ihrem Herrn Schwager, dem Baron Mednyánszky und Ihren Freunde, dem Grafen Franz Teleki nicht nur befriedigend, sondern auch wohlthuend dem Geist und dem Herzen. Ich beneide diese schönen Aufsätze, wünschte, sie wären ungrisch geschrieben, freue mich aber auch daß sie deutsch geschrieben sind, und den Ruhm unserer Nation bey dem Ausland beurkunden.
Ich ahme Sie und Ihre Freunde, mein Herr Graf, nach, u[nd] will aus meinen Siebenbürger Briefen, weil ich von Trattner eben aufgefordert werde, ihm für seine Zeitschrift wieder etwas zu schicken, das Bild des Cardinal Martinusius einsenden. Ein herrlicher, verkannter Mann, mit Athleten Stärke. Wie viele Männer hat das theure Vaterland, deren Bilder zur Verehrung dargestellt werden könnten, wenn wir nicht gewohnt wären, diese Alten nach modernen Ansichten zu betrachten, und wenn wir sie gerecht zu würdigen den Muth hätten. Ich wünschte, daß Männer, die Geist und eine gebildete Sprache haben, sich dieser Arbeit unterziehen wollten; ich selbst bin dazu nicht so stark als ich es zu seyn wünschte, und meine Jahre erlauben mir nicht mehr, mich darauf zu wagen.
Ihre Wünsche sollen in Bezug auf Vályi-Nagys Iliade befolgt werden. Nach Willkühr werde ich daran nichts ändern; nicht ich, sondern er liefert die Übersetzung, und ich fühle, wie misslich das ist, wenn man andre hofmeistert.
Döbrentey verdient Ihre Achtung, hochverehrter Graf, nicht bloß als Freund unserer Sprache und Literatur, sondern auch als einer der edlesten, geistigsten Menschen. Non tu corpus eras, wird man ihm einst nachsagen. Er ist einer, der sich des zweydeutigen Glücks zu seinem Stolze rühmen kann, daß er sich den allgemeinen Beifall in Siebenbürgen erwarb.
Wenn Sie unter dem Werk Tavaszi Virágok dasjenige Büchlein verstehn, welches auch einige Gedichte des Grafen Ladisl[aus] Teleki an oder über seine Gemahlin aufnahm, so ist das die Jugendarbeit des nun ziemlich nicht jungen Advocaten Stephan Bozóki in dem Szathmarer Comitat, und ganz u[nd] gar nicht von Szemere: dieser gab nichts heraus. – Das Énekes Könyv kenne ich gar nicht. Unter diesem Titel versteht der Magyare nichts anders als Andachtsbücher in Versen. – Von Döbrentey stehen ein paar Gedichte in den Heften des Erdélyi Muzéum. – Himfy soll nicht ein erdichteter Name seyn. Hím ist masculus, so wie nőstény femella ist; sondern Kisfaludy soll einen Ahnen weiblicher Linie gehabt haben, der so hieß.
Kis hat die Originale seiner übersetzten Lieder nicht angezeigt, weil die meisten Gedichte von ihm freyer übersetzte Stücke sind; Nachbildungen mehr wie Übersetzungen. Hajó Ének ist nach Matthissons Mein Schiff ruht endlich wieder sehr frey übersetzt. Dem jungen Candidaten schwebte vor, daß er von Amor nicht viel und nicht zu laut sprechen soll, weil seine Vorgesetzten, in dem schwartzen Talar und mit der*
und der [A „mit” a sor fölé írva.]
abscheulichen graven Miene, das Spiel des Dichters im prosaischen Geist aufnehmen werden. Diese Anzahl hat wenige in sich, welche einem Superintendenten, wie Herder*
Superintendenten, Herder [A „wie” a sor fölé írva.]
war, gleichen, und glauben daß ein Mensch, der das Evangelium predigt, nur*
predigt, <mit> nur
mit bekleideten Grazien Umgang pflegen soll. Darum haben die Gedichte des Kis, der im Umgang nichts weniger als Geck aber auch Pedant ist, den sinistren Anstrich von Düsternheit. Ich kenne nichts edlers, nichts menschlichers als die Seele meines Kis.
Dayka’s Schöpfungen haben nicht viel Werth. Er starb vor seinem Ruhm und vor der Epoche seiner Stärke. Aber seine Sprache hat eine Grazie wie selbst jetzt noch wenige, vielleicht niemand als Szemere und Szent Miklósy haben. Wie waren, wie schön wäre das Lied zu nennen, das er mir beym letzten Scheiden durch ein schönes Mädchen überließ (S. 30), wenn es in der letzten Zeile nicht in ein leeres Concetti ausartete! – Bis jetzt haben wir keine schöne geflochtene Strophe als Én elmerűlve bánatomban etc. (S. 30.)
Ihre Anthologie, mein Herr Graf, würde die schönste Blume unserer lyrischen Poesie ausgelassen haben, wenn Sie A’ REMÉNYHEZ des*
Sie <das Emlékezet> des [Az „A’ REMÉNYHEZ” a törölt szó fölé írva.]
Szemere nicht auch übersetzt hätten. Das ist das Lied, welches ich meinen Confratern in Apoll am*
Apoll <der> am
meisten beneide. Hier ist es.

A’ REMÉNYHEZ.

Szelíden, mint a’ szép Esttűnemény,
Kecsekkel bájorczádon, mint Auróra,
Mosolygasz rám, setét sohajtozóra
’S megenyhűl sorsom, a’ vad, a’ kemény.

De most nem tűnsz-fel nékem jobb Remény!
Fenn révemtől köd, szél, hab messze szóra;
Faggat, gyötör, remegtet minden óra,
’S küzdell keblemben minden érzemény.

Ah jöjj, ringassd-el e’ nagy kínokat,
’S Endymionként a’ szent rózsaberken,
Hagyd, éljek boldog istenálmokat.
’S ha lelkem e’ varázskarból felserken,
Mint kedvesét Chitóne’ lángjai,
Lepjék orczámat hölgyem’ csókjai.


Lächelst du mich an, den finstern Seufzenden
mild,*
an, mild [A „den finstern Seufzenden” a sor fölé írva.]
wie die schöne
Abenderscheinung, u[nd] mit Reitzen auf
deinem Zauberantlitz wie Aurora, und
mein Schicksal, das wilde, das harte, wird
alsogleich milder.
bessere Hoffnung
Von meinen hohen Port hat mich Nebel,
Winde, Wogen weit zerstreut,
kűzdell das intensivum von kämpft küzd.

ringat, renget, die Bewegung mit einer
Wiege. Lasse mich selige Götterträume
leben wie Endymion im heilgen Rosenhayn.
Zauberarm.
Chitone, das ist Diana.

Die unterstrichene Zeilen und Ausdrücke sind alles Neologismen oder fremden nachgebildete Ausdrücke. Man nannte in Pesth Szemere den*
nannte Szemere <in Pesth> den [Az „in Pesth” a sor fölé írva.]
kleinen Kazinczy, weil er seine philologischen Sünden theilt, und ich bin stolz auf die Benennung. Z[eile] 10. würden unsre Hasser der Neologismen so sagen: Mint a’ szent rózsaberken alvó Endymion.
An Szent Miklósy habe ich geschrieben, und ihn gebeten, daß er mir seine schönste Gedichte auserlese, um sie Ihnen zuschicken zu können.
Mein Epigramm auf Szent-Mihály des Grafen Joseph Dezsőffy ist in dem letzten Blatt des Magy. Kurir endlich erschienen, welches mich sehr freut.
In meinem ersten Brief erhalten Sie die Geburts- und Sterbetage von einigen unsern Dichtern. Leben Sie wohl, verehrter Graf. Ich raubte diese Zeit um meinen Brief an Sie endlich zu machen, bis meine Schwägerin noch schläft.
Ihr unterthänigster Diener
Franz Kazinczy.