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Mailáth János – Kazinczy Ferencnek
Nagyugróc, 1820. április 24.
Nagy Ugrocz am 24/4. XX.

Ihren Brief vom 8ten erhielt ich Heute. Von der Übersetzung des Agatokles sind Sie freilich frei, aber von der Pflicht ihn zu lesen nicht, di[e]s Werk wird sie in hohen Grad ansprechen. Noch zwei andre Bücher muss ich Ihnen empfehlen, es ist Schulze’s bezauberte Rose, und desselben Caecilie. Er starb vor ein paar Jahren 27. Jährig. Caecilie ist ein romantisches Gedicht, wie seit Tassós Jerusalem keines erschienen. Dass Sie dieses Götterwerk (das befreite Jerusalem) übersetzen wollen, ist ein vortrefflicher Gedanke, aber in Prosa? ich weiss wohl, die ungrische Sprache ist noch nicht so ausgebildet dass sich das Ganze in regelmässigen Stanzen übersetzen liesse, aber warum nicht in freien Stanzen wie die Wielandschen im Oberon, Alxingers im Doolin, und Ernst Schulze’s in der Caecilie? Ich glaube diess wäre möglich und dabei keine so unendlich schwere Arbeit, der Nutzen aber für die ungrische Literatur sehr gross.
Ist die erste Auflage von Yoriks érz[ékeny] út[azása] schon vergriffen? erscheint die 2te (ihre je[t]zige Umarbeitung) bald? Vor allen machen Sie dass Sallust bald recht bald erscheint, seit ich ihre Proben gelesen wünsch ich diess lebendiger als je. Das ist gediegen. Mit Sz-Györgyi konnt ich es nicht vergleichen, er ist bei meinem Schwager Mednyánszki. Mit Tóth László’s Ode geschieht etwas prächtiges: Die Wiener Z[eit]schrift für Kunst, Literatur u. s. w. hat einen Preis ausgesezt für das beste Lyrische Gedicht, mit seiner Bewilligung habe ich die Übersetzung zur Preisbewerbung eingeschickt, Wen[n]*
[Helyesen: „Wenn”.]
(wie ich nicht zweifle) die Ode den Preis erhält erkläre ich dann dass er blos Übersetzung ist, diess muss unsre Leute auf Ihn, die Deutschen auf unsere Literatur aufmerksam machen.
Sie haben ganz recht dass meiner Übersetzung ihres distichon feltalálása der Reitz des magyarischen Versbaues fehlt, diess lässt sich aber im deutschen nicht geben. Nun muss ich Sie fragen: wünschen Sie dass ich in die Übersetzung meiner Magyarischen Gedichte ihr Brekeke’ aufnehme? es ist ein wahrhaft Aristophanischer Gedanke; ob sie aber den alten Streit nicht aufwärmen wird, weis[s]*
Streit aufwärmen, <…> weis [A „nicht” a sor fölé írva, a „wird” a törölt szó fölé írva.]
ich nicht. Nun folgen mehrere Bitten: Können Sie mir das Geburts und Sterbejahr und allenfals das Amt angeben von Kreskai, Ányos Pál, Balassa, Rimai? Wer war derjenige, dessen Gedichte, mit jenen Orczi’s vermengt Révay herausgegeben? Wer ist der Verfasser dess Semminél több valami?
Zwei andere Bitten aber kan ich nicht anders denn als mit einiger Scheu vorbringen, und doch liegt mir die Gewährung derselben zu sehr am Herzen als dass ich sie unterdrücken kön[n]te ich wag’ es also auf ihre Güte zu sündigen: Sie wissen dass ich zu meinen magyarischen Gedichten eine Abhandlung über die ungrische Prosodie schreiben will und eine Übersicht des Ganges unsrer poetischen Literatur. Über die Prosodie hof[f]te ich die nothwendigen Data in dem Buch értekezés a’ magyar verselés módjárol zu finden, nun ist es aber kreuzdum[m] u[nd] mir ganz unbrauchbar, ich bitte sie also recht sehr mir entweder eine Abhandlung über die magyarische Prosodie zu schi[c]ken die ich dann für meinen Zweck benützen werde, oder sie*
oder <wie> sie
so zu schreiben dass ich sie meinem Buche unter ihren Nahmen vorsetzen kann. Das leztere wäre mir erwünschter, ich fürchte nur dass man daraus*
man <ein> daraus
Grund suchen wird mich der Parteilichkeit zu zeihen in dem Urtheil welches ich über den gegenwärtigen Stand unsrer*
Stand <de> unsrer
Literatur fällen werde. Was die Geschichte unsrer poetischen Literatur betrifft habe ich zwar Data sie würden mich aber gar sehr verpflichten wen[n] Sie mir das M[anu]script mittheilen wol[l]ten, welches Sie für die Ersch u[nd] Gruber’sche Enciklopedie ausgearbeitet, damit ich meine Ansichten berichtigen kan[n]. Dass ich alles was sie mir mittheilen nicht plündern, sondern diskret benützen, dass ich Ihnen meine Arbeit zur Korrektur einsenden, dass ich, was Sie streichen gestrichen lassen werde, brauche ich nicht zu versichern den[n]*
[Helyesen: „denn”.]
ich habe das Glück von ihnen gekan[n]t zu sein. Dass mir aber an der Gewährung dieser Bitten viel liegt sehen sie ein, und werden mir es also nicht übel nehmen, wenn es ihnen auch nicht möglich ist meinen Wunsch zu erfüllen. Ihr unwandelbarer Freund
Mailáth

Wenn Sie mir etwas senden können, so vertrauen sie es entweder einer Gelegenheit nach Ofen an Grafen Franz Teleki K. K. Kämmerer K. K. Statthalterey Sekretär, oder der Diligence nach Pres[s]burg an Aloys Baron Mednyánszki K. K. Kämmerer.