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Mailáth János – Kazinczy Ferencnek
Nagyugróc, 1820. március 24.
Nagy Ugrocz am 24/3. XX.

Wen[n] sie wüs[s]ten wie viele Freude mir ihre Briefe machen, würden sie ihre Antwort, der bewus[s]ten Daten wegen, für die ich ihnen herzlich danke, nicht so lang verzögert haben. Dass Sie u[nd] ihre verehrte Gemalin unwohl waren, bedaure ich recht sehr, dis Los hat, der Witterung wegen, beinahe alle getroffen, meine Frau u[nd] mich auch, ich bin noch nicht ganz wohl.
Die Übersetzung des Agatokles wil[l]’ ich ihnen durchaus nicht zu muten, ihre Zeit ist zu kostbar, es wird sich schon irgend ein Übersetzer finden wen[n] Sisák zu träg ist. Dass Sie aber diesen überaus trefflichen Roman nicht kennen ist mir leid, es ist unstreitig das beste was Pichler je geschrieben.
Tóth László hat mir geatwortet, ich danke ihnen recht aufrichtig dass Sie mich mit ihm in Berührung gebracht. ich habe ihn um die Erlaubniss ersucht sein Gedicht als Preisbewerbung in die Wiener Z[eit]schrift, oder wenigst sonst irgendwo ein rü[c]ken zu dürfen. Das Erste wäre mir das liebste, es gäbe einen Triumph für unsre Literatur, den[n]*
[Helyesen: „denn”.]
dass dem vergötterungsglanz der Preis zuerkannt werden müsste ist kein Zweifel. Er hat den Schluss der 2ten Antistrophe anders gewünscht, ich änderte also:
Fliege nur auf zu ihr / Hüte mit Zarten
Kühn wie Prometheos, / Heiligen Händen
Ewiges Feuer nur.
–––––
Freudiger kan man nicht überrascht werden als ich es ward durch ihre freundliche Mittheilung dass sie Sallust überse[t]zt. Ich hatte diesen Winter Sz. Györgyi’s Übersetzung gelesen, und wol[l]te, weil sie mir nicht gefäl[l]t, das Bellum Catilinare selbst übersetzen. Ich bitte u[nd] beschwöre Sie alles aufzubieten dass wir ihren Sallust bald bekommen, schreiben Sie mir doch, ob Heuer, ob 821. dazu Hoffnung ist? Er (ihr Sallust) sol[l]’ mein unzertrennlicher Gefährte werden.
Ihr Lebenskahn ist breits in der Wiener Z[eit]schrift abgedrukt. Zwei and’re Übersetzungen lege ich hier ihrem Urtheil vor. Es wird ihnen nicht entgehn das im homályos bú der 8-te lezte*
8-te lezte [A „lezte” az „8-te” fölé írva.]
Vers des Originals bei mir der 4te der 2ten Strophe ist. Ich that es, weil das Original durch die Stellung dieses Verses in eine Art französischer pointe ausläuft, was dem tiefen Gefühl des Gedichts schadet. That ich recht? Ihr Epigram a’ Rákoson Pestnél versteh ich nicht ganz. Sey’n Sie doch so gut mir es zu verdeutlichen. Diesen Sommer wird meine Übersetzung der vorzüglichsten magyarischen Gedichte bestimmt fertig. Eine Abhandlung über die ungrische Prosodie, u[nd] die Geschichte uns’rer poetischen Literatur wird die Einleitung. Sie sollen beides sehen vor es gedrukt wird, u[nd] sind so gut es streng zu beurtheilen, nicht war Sie thun es? ich bitte Sie recht sehr d’rum.
Die Übersetzung der besten ungrischen Dramen ist bei Trassler in Brünn angekündigt. Der Übersetzer ist Gál Bibliotekar des Fürsten Eszterházi, ein Unger, einst mein conscolar. Er macht gute Verse.
Dass meine Lieder ihnen gefallen macht sie mir doppelt lieb. Lieder sind ja die eigentlichen Boten, die verwandte*
die <wie> verwandte
Gemüter sich zusenden, u[nd] die nicht Zeit noch Raum hemmt.

Die Erfindung des Distichons.
Gib deine Psyche Amor, ich gebe die Laute dafür dir,
Bist dan der mächtige Gott doppelt hinreissender Lust.
Ich meine Psyche Apoll’? um die Laute? mein Pfeil ist mir Laute.
Sprach’s und auf zum Olimp flog der bezaubernde Pfeil.
Voll, ein Hexamter, rauscht des Pfeils lauttönender Aufschwung,
Und wie er tönend fällt, flüstert ein Pentameter.

Verborgnes Leid.
Es wühlet dunkler Schmerz in meiner Seele.
Verjünget sich des Busens altes Leid?
Naht trübe Ahnung mir, dass sie erzähle
Mit welcher Schlinge neu das Schiksal dräut?
Ach! könt ich weinen, doch mir fehlen Thränen.
Nur stumme Seufzer, nur erstiktes Stöhnen,
Sie ringen wechselnd sich aus meinen Herzen,
Weh’ mir! mich töden*
[Helyesen: „töten”.]
die verborgnen Schmerzen.

Ich hoffe nicht, dass Freudenthränen fliessen,
Von ihnen wird kein wundes Herz begrüst,
Das seinen stillen Frieden selbst zerrissen.
Doch wen[n] du härter nicht als Marmor bist,
So lass für all’ den Schmerz, den ich getragen,
Mein stummes Leid, die unnenbaren Klagen,
Lass eine trübe Thräne mich erwerben,
Dan rufe mir, und ich wil gerne sterben. –

Ihr Gedanke für Nagy’s Witwe ist recht gut, Gott segne Sie dafür, von mir aus sol’ geschehen, was ich kan.
Beiliegenden Brief vom berühmten Dichter Fouqué an mich, als ich ihn um die Erlaubniss ersuchte den Koloczaer Kodex zueignen zu dürfen sende ich ihnen für ihre Sammlung. Haben Sie Cziráki’s Handschrift? u[nd] die des berühmten Augenarztes Beer aus Wien? ich kan ihnen beide senden.
Von ihren Aufsatz Orth. és Neol. gilt das Wort Ulrich’s von Hutten: Wahrheit ist gut Ding, stark vor allen.

Ihr unwandelbarer
Mailáth