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Mailáth János – Kazinczy Ferencnek
Nagyugróc, 1819. december 7.
Nagy Ugrocz am 7/12. XIX.

Ihren Brief vom 12/11. erhielt ich gestern von Klausenburg zurück. Ich bin durch den Tod meiner Grossmutter (eigentlich der meiner Frau) veranlaßt worden, die Comission in 7bürgen zu verlassen, und bin nun hier die Erbschaftangelegenheit zu ordnen. Ein Geschäft welches mich wohl den ganzen Winter hier festhalten wird.
Ihr Sonet hat mich sehr erfreut, es ist wirklich schön poetisch gedacht, die erste Terzine scheint mir aber den übrigen an Schönheit der Sprache nicht gleich, mir scheint (Sie verzeihen mir die Bemerkung), daß manches Wort in selber nicht des Begriffes wegen den es bezeichnet, sondern deswegen erscheint um den Vers auszufüllen. Es wäre Schade wen[n] Sie diesem übrigens sehr ansprechenden Sonet diese leichte Änderung versagen wollten.
Gegen die deutsche Sprache scheinen Sie mir ungerecht; wohl ist die Sprache ansich hart und schwerfällig; aber die vielfältigen Nachbildungen besonders der Griechen haben ihr eine seltne Biegsamkeit gegeben. Als Beweis meiner Behauptung, und um mich als berufnen Übersezer ungrischer Gedichte zu beurkunden, folgt die übersezung ihres Sonets.

Leicht schwebt mein Lebensnachen seine Bahn
Durch Wirbel fort, durch steile Klippen hin,
Ob Wogen dräun, ob Stürme ihn umziehn,
Er scherzt im Wetter das ihn oft umfahn.

Die Gattin kömt, die Zarten Kleinen nahn,
Der Süssen Küsse weicht der Stirne Glühn,
Am Mast verschlungen Mirth und Harfe blühn,
Das Segel*
<Am> Segel [A „Das” a törölt szó fölé írva.]
tönet gleich dem ziehnden Schwan.

In trübes Dunkel hüllt mein Pfad sich wi[e]der;
Ein schöner Stern blikt liebend auf mich nider,
Auf seinen Stralen naht ein heilger Glaube.

Hinan, hinan, ich bebe keinem Dräuen!
Kronion lässt dem Unglük nicht zum Raube
Den Liebenden, den Künstler, und den Treuen.

Schreiben Sie mir doch ihre Meinung über diese Übertragung. Ich möchte sie meiner ungrischen Anthologie einverleiben, wen[n] Sie es genehmigen.
Ich schließe ihnen einen Brief mit der Original Unterschrift des Prinzen Eugen zu, sollten Sie in ihrer Samlung bereits seine Schrift haben, so senden Sie mir diesen Brief zurück.
Hauptmann Sisák vermutete ich in Italien; grüßen Sie Ihn von mir aus, Er soll, was er mir versprochen, beginnen; die Übersezung des Agatocles der Carolina Pichler ins Ungrische. Ich habe Ihr bereits gesagt, daß Er dise Arbeit begonnen, worüber Sie sich hoch erfreute.
Farkas Sándor war in Klausenburg bei mir, Er gefällt mir recht gut um so mehr bedaure ich daß Er so schwer krank ist.
Ihr Brief, an einen[!] für Sie bedeutenden Zeitraum geschrieben, kam mir an eine ähnlichen Tag zu; den[n] Gestern erhielt ich die Nachricht, daß meine jüngste Schwester Agnes des Baron Aloys Mednyánszki erklärte Braut ist. Er ist ihnen als Schiftsteller aus mehreren Zeitschriften vielleicht, bestimt aber aus Hormayrs hist[orischen] Taschenbuch bekant. Daß Er mein Freund, daß Er ein guter, lieber, edler Mensch ist mit dem meine Schwester recht glücklich sein wird, schreib ich Ihnen mit frohem Herzen, Ihrer herzlichen lebendigen Theilname überzeugt.
Ihr Freund
Johann Graf Mailáth.