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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. december 8.
Széphalom, den 8ten Decemb. 1809.

Mein würdiger Freund!
Die verlangten Bände von Göthes Schriften sind für Sie bereits in Kaschau abgelegt. Ich legte den Band, welcher Iphigenie und die natürliche Tochter, sammt Tasso enthält, Ihnen bey. Auch die übrigen stehen Ihnen zu Diensten. Kennen Sie seinen Hermann und Dorothea? den Pendant zu Voss’s Luise. Diese können Sie wohl kennen: aber seine*
aber |seine| [Betoldás a sor fölött.]
Achilleis könnte Ihnen noch unbekannt seyn. Es ist der Anfang eines epischen Gedichtes, ganz homerisch. Die deutsche Literatur hat nichts, was ich mit Göthes Werken vergleichen könnte, und wahrhaftig die deutsche Literatur hat viele und große Meisterstücke. – Sind denn endlich einmal die Päcke, die schon Kézy hat Ihnen zuschicken wollen, in Ihren Hænden? Da ich den Pack No. 1. seit Jul. ungeöffnet hielt, so weiß ich nicht einmal, was ich alles Ihnen geschickt habe. Mit vieler Ungeduld erwarte ich die Beruhigung, daß diese Päcke und auch der mit Göthe schon angelangt bey Ihnen sind.
Dieser Tage arbeitete ich mich mit der Abschrift des Artikels: Grammat[ische] Gespræche von Klopstock aus Ihren Jenaischen L. Z. Heften müde ab. Aus der darin befindlichen Recension des Adelungschen W[örter]b[uche]s habe ich viel gelernt. Ich wünschte, daß einer von den Heroen der deutschen Literatur eine pragmatische Geschichte der deutschen Sprache bis zu Ende des XVIII. Jahrh. schreiben möchte. Alles was ich über diesen Gegenstand weiß, ist rhapsodisch. Meisters (Leonh.) Charakteristik der Deutschen Prosaisten und Dichter, 11 Bände, besitze ich, und das lehrt mich viel. Aber das Buch ist nichts, als Biographieen [!] einiger Dichter und Prosaisten. Die vielen gut, mittelmäßig und schlecht radirten Portraite erhöhen mir den Werth des Buchs. Ich ließ es in Brünn um 9 f kaufen, und es ist mir lieb, daß ich es habe. Aber ich möchte etwas systematisches, und das von einer Hand, der ich sicher folgen könnte, ohne Besorgniß, daß mich mein Leiter irre führt.
Herzlichen Dank für die Freundschaft meine Fragen aus dem Gebiete der Deutschen Sprache gelöset zu haben. Das Klopstockische: der weinenden Augen Mütterlich angeblickt, kann freylich auf gar keine andre Weise construirt werden; man sieht, daß hier das ward elidirt ist, und das vorhergehende hat hier nicht mehr Platz haben kann (als wollte Kl. sagen, der mich mit eben so viel Innigkeit anzublicken pflegte, als eine Mutter ihren Säugling anblickt.) doch schien mir das selbst für Klopstock zu hart construirt. – Leidig, gemüthlich und das Götheische erschliessen verstehe ich endlich klar. Das erschliessen konnte ich am allerwenigsten entziffern.
Daß Barcsay Ihnen keine Unannehmlichkeit zuziehe! –
Sie mahlen mir Scenen Ihres häuslichen Glücks vor. Die vernimmt niemand mehr als ich.*
a[..] S [Átírással javítva.]
Haben Sie nicht bemerkt, was ich an Phigie und Génie schon bemerkt habe? so oft man ihnen, als sie noch nur wenige Monate alt waren, traurige Lieder vorsang, wurden sie weinerlich, und so wie Sophie aus den Tönen des Traurens in die der Freuden ohne Absatz überhüpfte, wurden beyde Säuglinge froh. Dieß ist nicht unwichtig für den Ψychologen. Ich würde es nicht geglaubt haben, wäre ich nicht sehr oft Zeuge davon gewesen.
Daß die Rec. des Werks*
Rec. |des Werks| [Betoldás a sor fölött.]
de conditione indoleque Rusticor. etc. in den Wiener Annalen nicht erscheinen [!] wird, darauf wollte ich vieles wetten, wiewohl ich auch hierin nicht Engländer bin, und mich die Wuth, nicht wie sie, plagt. erstens, ist das recensirte Buch verboten, zweytens, über gewisse Dinge will man das raisonniren gar nicht veranlassen. Ich wäre aber untröstlich, wenn sie in der Leipziger L. Z. nicht erschiene. Adam Szirmay sagt mir, Bs Werk sey in der Jenaer L. Z.*
L. Z. <wird>
in Posaunenton verkündigt. Die Intention war gut, die Ausführung gewiß schlecht. Ich wünschte sehr*
wünschte |sehr| [Betoldás a sor fölött.]
die Rec. v. Jena*
Jena <sehr>
zu lesen, und wenn es nöthig ist, in Ihren Intelligenzblättern etwas darüber zu sagen. Wenn Sie nur Prof. in Sachsen schon wären!
Sie entschuldigen sich wegen Rogendorffs Necrolog. Bey mir haben Sie in keinem Fall, jetzt oder hinfort, Entschuldigungen nöthig. Ich kenne, ich schätze Ihre Freundschaft. Da aber dieser Artikel ein paar Verirrungen hat, so wäre es mir aus vieler Rücksicht lieb, wenn Sie D. Sartori bitten wollten, diese Fehler in einem der folgenden Hefte zu corrigiren. – Diese sind: 1.) Commandeur des hetrurischen St. Stephan Ordens. (Ich habe sein Kreuz und seinen Stern, den er an der linken Brust trug). – und. 2.) Anverwandter sollte Schwager sein, und meine Schw[ieger] Mutter seine leibliche Schwester.) [!]
Mein Schw[ieger]vater kommt allmählich zu sich. Seine Erfindungen gehen mit ihm nicht herunter. Er hat sie aufs Papier gesetzt, und meine Schwiegermutter ist darin mechanisch unterrichtet. Oft, wenn er abgereist war, hat dieses stille, bescheidene, von manchem Schalen verkannte Weib ihn bey der Arbeit vertreten.
Génie ist vaccinirt, und wir haben Beyspiele, daß die wüthendesten Blattern ihr nichts anhaben konnten. Thalie wird es in April gewiß.
Wohl haben wir viele Palafoxe unter uns. Menschen, wie der ist, von dem Sie sprechen, mache ich die Frage, ob denn dem Protestanten weniger an der*
an <seiner> |der| [Betoldás a sor fölött.]
Autonomie des Vaterlandes*
Autonomie |des Vaterlandes| [Betoldás a sor fölött.]
gelegen sey, als dem Katholiken? ob Rédey und Lónyay mehr Cryptogallen sind als Amade und Drevenyák? Doch bey Leuten, deren Vernunft verdächtig ist, hilft keine Capacitation. Noch weniger bey denen, welche selbst bey diesen Worten nichts als die Eine Kirche im Aug haben.
Die Franzosen sollen sich daran sehr gestossen haben, daß ihre Proclamation an die Ungarn nicht den*
die [Átírással javítva.]
mindesten Erfolg, – bey dem Adel und dem dritten Stand – gehabt habe. Sie sprachen darüber mit den Ungarn, die in Wien waren. Einmal ist das nicht erlaubt, nicht moralisch; 2tens wäre es auch zu nichts anders, als das Land ganz unglücklich zu machen. Ungarn kann stolz seyn, daß wir Verkannte, durch Oesterreicher, die uns so viel zu danken haben, so oft Misshandelte, nichts gethan haben, was unsere Neider und Feinde vielleicht erwartet haben. Man sagt, Nagy Pál (1807 Deputirter vom Oedenb. Com.) habe in der Congregation, welche ihn zum Offizieren bey der Insurr[ection] gewählt, gesagt; er danke für die Ehre, allein er begnüge sich, seine Pflicht als Gemeiner zu thun; auch wäre es zu befürchten, daß man diese Wahl ebenso verbieten würde, wie man ihm nicht erlaubt hat, 1808. Diætaldeputirter zu seyn. Er war gefangen, und unter dem Bedingniss bis zum Ausgange des Kriegs nicht zu dienen, entlassen. Der Palatin employirte ihn bey seiner Kriegskanzley mit dem Titel: Majór. – Ob es wahr sey, weiß ich nicht.
Da Sie eine deutsche Stylistik gearb. haben, und so gütig sind, mir Ihre Freundschaft, manche Fragen aus diesem Gebiete zu lösen, erläutern, anzutragen;*
erläutern, |anzutragen| [Betoldás a sor fölött.]
so bin ich so frey, Sie zu bitten, zeichnen Sie mir in Göthe, Lessing, Wieland und Schiller einige Gallicismen, und in Klopstock und Voss Græcismen aus, mit Benennung der Stellen, daß ich mich auf sie berufen kann. Lessing sagt in der Emilia: „Vielleicht dassvielleicht daß..[”] noch einmal. Dieß scheint mir dem peut-être que nachgebildet. Lessing „Morgen ein Mehres!” woher das? Ist das ächt deutsch? – Leben Sie recht sehr wohl.