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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1808. június 12.
Széphalom, den 12. Jun. 1808.

Mein Herr Professor,
Verehrungswürdigster, theurester Freund!
Ich habe Ihre Bücher am Pfingst Sonntag erhalten. Wie sehr freut es mich, daß ich in dem einem Heft der Leipz. Lit. Zeitung die Recension des Péchyschen Werks etc. gefunden habe. Das sind schätzbare Materialien für meine Preisschrift, an der ich eben jetzt arbeite; denn das Fejessche Werk und das andere des katholischen Geistlichen besitze ich zwar, aber ich kehre sehr ungern die Ställe des Augias aus [!], und diese excerpten, die dem Péchyschen dort recensirten Werk folgen, erleichtern*
erleichter[.] [Átírással javítva.]
mir die saure Arbeit. – Für das exempl. Ihres oekonomischen Werks danke ich Ihnen recht sehr. Ich habe die Vorrede denen zwey Brüdern Gr. Török, (meinem*
[.]einem [Átírással javítva.]
Schwieger Vater und dem ältern Bruder, Joseph) vorgelesen. Sie hörten sie mit sehr vieler Theilnahme, und mein Schwiegervater befahl, ihm das Buch mitzutheilen, sobald es gebunden seyn wird, denn oekonomische Werke gehören in seine Lectüre. Noch habe ich Ihre Arbeit nicht lesen können: aber durchgeblättert habe ich sie schon. Bringen Sie mein votum nicht auf die Rechnung der Freundschaft; ich würde eben dasselbe sagen, wenn ich auch gegen einen fremden Vf. das zu geben hätte: wohl wünsche ich es, daß es ins ungr. übersetzt würde, denn das Werk ist für ungr. Leser geschrieben, und scheint mir mehr werth als die ähnlichen von Nagyváti und Pethe etc. Doch hievon soll mein Schwiegervater urtheilen; dies ist sein Fach. Ich werde Ihnen sagen, wie er es gefunden haben wird. Nehmen Sie nochmal meinen wärmsten Dank für Ihre Freundschaft, Ihr Geschenk an.
Die 35 f schicke ich an Ihren würdigen Vetter mit diesem Schreiben ab. Ich schließe sie darum nicht ein, damit man Ihnen anstatt der 10 f Banco Noten andere gebe, weil diese bald ausser Curs kommen sollen.
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Nitsch in Patak starb den 28. May Abends. Ihn versetzte eine Hektik zwischen die Götter. Er machte ein Testament. Aber seine Hinterlassenschaft wird schwerlich alle seine Schulden tilgen. Der arme Mann litt viel. Er kämpfte sogar gegen den Hunger. Unsere Professoren in Patak leben unfreundschaftlich, eingeschlossen. Sie fliehen sich. Welcher Geist muß dann unter der Jugend walten! doch das ist ja auch der Fall in Debrezin. Wie schauderte es mich bey Budai und Széplaki, da sie beyde (ich fand Budai bey Széplaki) mir die illiberale Denkungsart nicht abstrahieren ließen, sondern gerade zuschrien, oda minden respectusa a’ Professornak a’ tanítvány*
<tanítványnak, ha> |Professornak a ta| [Betoldás a sor fölött.]
előtt, ha a’ Prof. velek társalkodik. Ich fragte sie, was das für respectus ist, welchen nur eine Dalai-Lamaische Entfernung erzeugt? und warum denn Heyne etc. geehrt werden? Die Antwort war: A’ Debrezeni, a’ Magyar ifjúság nem a’ Német Országi. Und meine Frage: hát miért nem csináljuk ezt ollyanná? ’s mint kell ollyanná tenni? – Eben das, weil Prof. Lengyel mit seinen Zuhörern umging, sie abends bey sich sah, mit ihnen beym Kamin Gespräche führte, mit ihnen spazieren ging, brach ihm den Hals, und nicht sein Kantianism. Darum, und nur darum ward Kant in Debrezin so verschrieen, weil Lengyel ihn so hoch pries. Darum schrieb Budai Ferencz die abscheuliche Skartete wider die Kantianer. – Und nun das wilde Wesen, meiner mir in vollem Ernste sehr lieber Brüder in Calvin. Sie sollten die comischtragische Geschichte des Prof. Kövi, oder vielmehr der Professorin, mit Rozgonyi und dem Ex Ex Exprof. Szabó Dávid und ihren Töchtern hören. Das mögen sie von andern, nur nicht v.*
nicht |v.| [Betoldás a sor fölött.]
mir! –
Unsre Nina Horváth Stansitth, das schöne, gebildete Weib, das werth gewesen wäre auf einen Thron zu steigen, das herrliche, so edel duldende Weib, ist hin. Occidit nulli flebilior quam mihi! – Warum werden doch Sterbetage von solchen Frauenzimmern wie sie und ihre Einzige Großmutter und Tante,*
Großmutter |und Tante| [Betoldás a sor fölött.]
die alte Frau v. Berzeviczy, in Lomnicz, nicht in die Intelligenz-Blätter eingerückt? Ich werde in den Hazai Tudósítások es thun, würde ihr ein kleines éloge halten, aber von ihr kann man aus Ursachen, die Sie nicht errathen werden, aber wissen können, nicht sprechen. Anstatt ihr sah man zwey unter sich*
zwey |unter sich| [Betoldás a sor fölött.]
sehr ungleiche, aber gewiß in mancher Rücksicht sehr schätzbare Mädchen Weiber werden: Vécsey Miklós’s Tochter Anna an Anton Csáky den 16ten May durch Brigido copulirt, und – ich weiß nicht das datum – die sehr brave Fanny Szerencsy, Tochter von Therése Radvanszky an Joseph Gr. Teleki.
Hat Ihnen die resignation des Königs v. Spanien und seiner Familie auf die Krone nicht wenigstens eine Nacht verdorben? – Das sind bange, bange Zeiten. Ich war dieser Tagen in den Congregationen vom Zempliner Com. und sprach dort über diesen Text*
Text <...>
viel. Zwar bleibt Spanien Spanien nicht so wie Pohlen*
Pohlen <1792. und 1793. und>
1797. Pohlen nicht blieb: aber – – Schon ein homicidium, wie schrecklich ist das: wie schrecklich also ein Staticidium, wenn das Wort gut wäre? Ich bin kein Augur und kein Prophet. Aber der nicht hinaus sieht, der ist wahrlich blind. Über die spanischen Zeitungs Artikel kann man nicht klug werden. In October fluchte jedermann über Ferdinand. In März sprach jeder: ja, das ist was anders; denn consurgere contra patrem ist eine unerlaubte Handlung und dazu höchst abscheulich, aber Salus rei publicae suprema lex. Nun las man das Schreiben des Kaisers von Frankreich und da war man entzückt. Wenige Tage, und nun schreyt jedermann, Er habe es angezettelt; ihm war um die gänzliche Austilgung der Bourbons zu thun. – Mir scheint das nicht psychologisch. Hat er es ja thun wollen oder sollen, so hätte er es nicht dumm gemacht. – General Anton Fiorella, mit dem ich 1800. eine gezwungene Reise aus Tyrol nach Prag und Ofen machte, erzählte unsern Offizieren, le premier Consul n’a aucune passion. Er sagte ihm einmal, Aber General! Sie sind so jung, und Sie haben gar keine Leidenschaften, Sie wünschen weder Mädchen, noch Pferde, noch Pracht, noch Jagd, noch Spiel etc. Der junge General gab seinem Blutsfreund zur Antwort: General, ich habe eine einzige, und diese absorbirt alle übrigen: ich wünsche in dem Andenken von guten Menschen ewig zu leben, um die Achtung der vielen ist mir gar nicht zu thun. –
Es sieht bei uns kriegerisch aus. Telegrafen werden angelegt. Zu Visnyó, in der Gegend von Miskolcz, und eine zweyte gegen Waitzen zu, ist schon bald fertig sagt man. Superintendent Öry erzählte mir, er habe den originellen Brief von dem böhmischen Superintendenten Fazekas György gelesen, in welchem dieser erzählt, die Franzosen seyen in Böhmen, und széltében kaszálják a’ vetést, hanem megfizetnek értte. Gott wende von uns das Unglück an, ein theatrum belli zu werden. – Ich danke Ihnen für die griechische Übersetzung der Stanze von Földi. Meine Übersetzung ist mit der Ihrigen fast gleich gewesen; nur habe ich anstatt ἐκ τῶν κόλπων das*
das <…>
ἐκ τῆς περιπλέξεως etc. gesetzt. Ich habe Ihre Übersetzung ohne alle Umänderung aufgenommen. – Mein Schwiegervater hat Ihr Blatt gestern erhalten.
Ich verharre mit aller Hochachtung
Ihr
gehorsamster Diener
Fr. Kazinczy.

Nitsch hinterließ ein Testament. Er vermachte dem Collegium sein Bildniß und seine Notata Göttingen in vielen Quartanten. Mir, der ihn kaum sprach, hinterliess er sein Handexemplar eigener gedruckter Gedichte im Testament mit den Worten: quem ego semper maximi feci, commendoque mei memoriam. Ich habe das theure Geschenk, aber ich gestehe Ihnen, daß es mich brennt. Der Mann war in der größten Dürftigkeit, und ich habe ihm nie Freundschaft erwiesen.